Mentoring im Unternehmen: Vorteile, Aufgaben und Tipps

Redaktion
Oleksandra Silik

Mentoring ist mehr als Wissensweitergabe – es stärkt die berufliche und persönliche Entwicklung und schafft langfristigen Mehrwert. Ein gutes Mentoring-Programm fördert Talente, sichert Know-how und verbessert die Unternehmenskultur. Wir zeigen, was Mentoring bedeutet, wie es funktioniert – und warum es sich wirklich lohnt.

Mentoring ist ein modernes Werkzeug mit traditionellem Kern. Es bewahrt Wissen, fördert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und macht Betriebe fit für die Zukunft. Gerade im Handwerk zählt nicht nur das Können, sondern auch, Wissen von Generation zu Generation weiterzugeben.

Wenn erfahrene Profis ihre Kenntnisse praxisnah und auf Augenhöhe teilen, entsteht echtes Mentoring – eine Antwort auf Fachkräftemangel, Ausbildungsabbrüche und den demografischen Wandel.

Mentoring: Bedeutung und Potenzial

Kurz gesagt: Mentoring bedeutet, dass eine erfahrene Kollegin oder ein erfahrener Kollege (die Mentorin bzw. der Mentor) eine jüngere Kollegin oder weniger erfahrenen Angestellten (die bzw. der Mentee) begleitet; zum Beispiel Azubis, junge Gesellinnen oder Gesellen oder Menschen, die erst seit kurzer Zeit im Betrieb arbeiten.

„Mentoring ist niemals eine Einbahnstraße, sondern ein gegenseitiger Lernprozess“, betont Janet Kunau, Koordinatorin des Teams Fachkräftesicherung und "Handwerk/Schule" der Handwerkskammer Potsdam. „Offiziell gibt die Mentorin oder der Mentor Fachwissen und Erfahrung weiter. Aber beide Seiten lernen voneinander. Junge Mentees lernen zum Beispiel, wie man ein schwieriges Gespräch meistert oder im Team arbeitet. Die Mentorin oder der Mentor wiederum lernt, zuzuhören und sich zurückzunehmen.“

Vorteile eines Mentoring-Programms

Erfahrungswissen wird oft von Generation zu Generation weitergegeben. Doch was früher automatisch im Alltag passierte, kann auch strukturiert angegangen werden. Genau das bietet ein gutes Mentoring-Programm.

Vorteile für Angestellte

Berufliche Entwicklung:

Eine Mentorin oder ein Mentor teilt das Wissen und eigene Erfahrungen aus dem Berufsalltag. Im Handwerk, wo vieles durch Praxis gelernt wird, ist das von unschätzbarem Wert.

Unternehmenskultur verstehen:

Beim Mentoring werden nicht nur Technik oder Arbeitsabläufe vermittelt, sondern auch Werte, Umgangsformen und Berufsstolz. So entsteht ein tiefes Verständnis für die Kultur des Betriebs.

Persönlich wachsen:

Neben dem Fachlichen fördert Mentoring auch Soft Skills wie Eigeninitiative, Zeitmanagement, Stressresistenz, Kommunikationsfähigkeit, den konstruktiven Umgang mit Konflikten und Führungskompetenz für die Zukunft.

Netzwerke aufbauen:

Wer sich gut eingebunden fühlt, bleibt auch langfristig. Mentoring unterstützt dabei, Kontakte zu knüpfen, Vertrauen aufzubauen und sich im Team wie in der gesamten Branche besser zu vernetzen.

Vorteile für das Unternehmen

Motivation und Bindung steigen:

Durch die persönliche Betreuung und Unterstützung fühlen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertgeschätzt, was ihre Loyalität erhöht. Dadurch können Ausbildungsabbrüche reduziert werden.

Nachfolge sichern:

Statt mit dem Ruhestand zu verschwinden, wird Erfahrung weitergegeben. „Gerade im Handwerk ist das Nachfolgethema riesengroß und allgegenwärtig. Durch Mentoring können junge Talente frühzeitig herangezogen und begleitet werden“, erklärt Janet Kunau. So können Mentoren die Denkweise und Prioritäten der Generation Z besser verstehen und sie erfolgreich in den eigenen Betrieb integrieren.

Führungskompetenz schärfen:

„Führungskräfte lernen auch von ihren Auszubildenden“, betont die Expertin. Wie ticken junge Menschen heute? Wie spricht man sie richtig an? Und selbst wenn sie viel am Handy sind – wie können Sie das für Ihr Unternehmen nutzen? Die Zeit bleibt nicht stehen – und wer ein modernes Team führen will, sollte mit ihr Schritt halten.

Unternehmensimage verbessern:

Junge Leute achten darauf, wo sie sich entwickeln können. Mentoring kann dabei ein echtes Plus sein. „Wenn ich sehe, dass ein Betrieb ein Mentoring-Programm anbietet oder dies Teil der Firmenphilosophie ist, motiviert mich das, mich dort zu bewerben. Als Angestellte würde ich mich wahrscheinlich stärker verbunden fühlen“, sagt Janet Kunau.

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Welche Arten von Mentoring gibt es?

Ein Mentoring-Programm kann ganz unterschiedlich aussehen. Besonders im Handwerk, wo praktische Erfahrung zählt, bietet das traditionelle Eins-zu-eins-Mentoring großen Mehrwert: Eine erfahrene Mentorin oder ein erfahrener Mentor begleitet eine Person individuell und langfristig.

Beim Gruppenmentoring steht der gemeinsame Austausch im Mittelpunkt. Mehrere Mentees lernen voneinander, entwickeln Teamgeist und profitieren vom geteilten Wissen.

Virtuelles Mentoring eignet sich besonders für Remote-Teams oder überregionale Betriebe. Der ortsunabhängige Austausch erweitert die Reichweite des Mentoring-Programms deutlich.

Beim Reverse Mentoring wird das klassische Rollenverhältnis umgedreht: Jüngere und weniger erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen die Mentoren-Rolle für Führungskräfte. Sie bringen frische Perspektiven und digitale Kompetenz ein.

Mentoring vs. Coaching: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Oft wird gefragt: Ist Mentoring nicht das Gleiche wie Coaching? Nicht ganz.

Coaches helfen dabei, durch gezielte Fragen selbst Lösungen zu entwickeln, ohne Inhalte vorzugeben. Es ist meist kurz- oder mittelfristig angelegt.

Mentoring ist dagegen persönlicher und langfristiger – der Mentor oder die Mentorin gibt Ratschläge und teilt Wissen, basierend auf eigenen Erfahrungen. „Es geht nicht nur um fachliche Themen, sondern auch um persönliche Angelegenheiten“, erklärt Janet Kunau.

Wie lange das Mentoring dauern soll, vereinbaren die Beteiligten untereinander. „Ein Jahr ist für beide Seiten ein überschaubarer Zeitraum, um die Entwicklung der Mentee oder des Mentees zu beobachten. Trotzdem besteht anschließend die Möglichkeit, weiterzumachen“, sagt die Expertin.

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Ihre Aufgaben und Ziele als Mentorin oder Mentor

Welche Art von Mentoring-Programm gewählt wird, hängt auch vom Ziel ab, das erreicht werden soll. Soll Wissen weitergegeben, Integration erleichtert oder Diversität gefördert werden? Wer das gezielt angeht, kann mehr herausholen.

„Das Mentoring-Programm unserer HWK in Potsdam ist ein gefördertes Programm, das speziell das Ausprobieren von Mentoring in geschlechteruntypischen Handwerksberufen ermöglicht“, sagt Janet Kunau, Koordinatorin des Projekts. „Das zielt darauf ab, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden, wenn sich jemand in seinem gewählten Beruf unwohl fühlt.“

Gerade im Handwerk, wo Rollen häufig klassisch verteilt sind, kann Mentoring eine tragende Rolle spielen. „Ich habe zum Beispiel eine Metallbauerin, bei der ich es schwierig gefunden hätte, ihr einen Elektronikmeister an die Hand zu geben. Es ist etwas Besonderes, wenn sie als Mentorin eine Meisterin im geschlechteruntypischen Beruf hat. Deshalb ist es mir wichtig, dass das Geschlecht der Mentee zum Geschlecht der Mentorin passt“, erklärt die Expertin. „Auch der Beruf des Friseurs ist oft geschlechteruntypisch, da dort wenige Männer arbeiten. Daher habe ich einen jungen Friseur mit einem Friseurmeister als Mentor zusammengebracht.“

Grundsätzlich gilt:

  • Ziele festlegen: Was will der Mentee lernen? Wo kann der Mentor unterstützen? Was sind die Erwartungen?

  • Zeit schaffen: Ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel reicht nicht – echte Begleitung braucht Raum und Zeit.

  • Austausch fördern: Regelmäßige Treffen, ehrliches Feedback, offenes Gesprächsklima.

Die Hauptaufgabe der Mentorin oder des Mentors besteht darin, Mentees so zu begleiten und zu stärken, dass sie ihren beruflichen Weg weiter selbstständig und mit Selbstvertrauen gehen können. „Am Ende sollten Mentee sagen können: Jetzt schaffe ich das allein. Dann hat das Mentoring seinen Zweck erfüllt, auch wenn es schwerfällt, die Mentee loszulassen. Trotzdem bleiben sie oft ein Leben lang verbunden und werden sich immer wieder kontaktieren“, sagt Janet Kunau.

Alles geregelt.

Der Arbeitgeber-Podcast der IKK classic

Tipps für ein effektives Mentoring-Programm in Unternehmen

Ein gutes Mentoring lebt von Vertrauen, Interesse und dem echten Wunsch, jemanden weiterzubringen. „Es ist egal, ob Sie Mann oder Frau sind. Jeder kann Mentor oder Mentorin werden. Hauptsache: Sie haben Lust auf diesen Job“, betont die Expertin. Dabei gilt: Man sollte nichts aufzwingen, sondern durch Fragen dazu ermutigen, selbst Lösungen zu finden.

„Wenn Sie denken, dass es gut für Ihr Unternehmen wäre, sollten Sie es ausprobieren. Jeder, der Interesse an Mentoring-Programm hat, kann sich gerne an uns wenden. Auch wenn Sie aus anderen Städten kommen, kann ich versuchen, meine Kontakte zu vermitteln. Netzwerke sind Gold wert“, fasst die Expertin der HWK Potsdam zusammen.

Das Schöne am Mentoring? Nicht nur Mentees gewinnen – es wirkt in beide Richtungen. Die Mentorin oder der Mentor entdeckt neue Perspektiven, reflektiert sein eigenes Handeln und erlebt, wie erfüllend es sein kann, andere wachsen zu sehen – und ihnen dabei zu helfen.

Damit profitiert der Betrieb sogar doppelt – von fachlich fitten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem guten Arbeitsklima.

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IKK classic

Veröffentlicht am 14.06.2025

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