Verbrannt: Was tun? Erste Hilfe und Hausmittel bei Verbrennungen

Redaktion
Oleksandra Silik

Einmal nicht aufgepasst, schon ist der Kaffee verschüttet, der Topfdeckel zu hastig gelüftet oder die Hand am heißen Bügeleisen. Verbrennungen passieren schnell – ob zu Hause, im Büro oder bei der Arbeit in der Werkstatt. Was tun in den ersten Minuten? Wir erklären die Sofortmaßnahmen und geben Tipps für die Behandlung.

Verbrennungen und Verbrühungen gehören zu den häufigsten und gefährlichsten Verletzungen im Alltag – und sie passieren schneller, als man denkt. Laut der München Klinik erleiden jedes Jahr rund 10.000 bis 15.000 Menschen in Deutschland hitzebedingte Verletzungen, die so schwerwiegend sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Bei leichten Verbrennungen kann die Zahl sogar in die Hunderttausende gehen. Unmittelbares Handeln hilft, die Schwere der Verletzung zu begrenzen, Schmerzen zu lindern und das Risiko von Infektionen zu verringern.

Verbrannt? Was Sie sofort tun sollten

Ist die Haut verletzt, zählt jede Minute. Dennoch heißt es: Ruhe bewahren und zunächst richtig kühlen. Auch Wundversorgung spielt eine wichtige Rolle. Wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie sich bei leichten Verbrennungen selbst helfen können und wann ärztliche Hilfe notwendig ist.

Kleidung vorsichtig entfernen

Gerade bei Verbrühungen ist es im ersten Schritt wichtig, die nasse Kleidung zügig, aber vorsichtig zu entfernen, damit die Hitze nicht weiter in die Haut einwirken kann. Anschließend sollten Sie Stoff oder Schmuck von den betroffenen Hautstellen lösen. Wichtig: Wenn eingebrannte Textilien an der Haut haften, nicht abreißen – sondern herum ausschneiden. Wenn der Stoff auf der Wunde verbleibt, wird er vom medizinischen Personal abgenommen.

Sofort kühlen, aber richtig

Leichte Verbrennungen sollten sofort mit lauwarmem Wasser (ca. 20 °C) gekühlt werden. In den ersten Minuten kann dies verhindern, dass die Hitze weiter ins Gewebe eindringt. Danach hilft die Kälte vor allem, leichte Schmerzen zu lindern. Vorsicht: Kühlen Sie nie mit eiskaltem Wasser und niemals mit Eis: Das kann im Gegenteil zu Kälteschäden führen.

„Die Kühlung sollte nicht länger als 10 Minuten dauern und nur bei Verbrennungen angewendet werden, die etwa so groß sind wie die Handfläche. Das entspricht ungefähr 1 Prozent der Körperoberfläche“, rät Oliver Gebhard, Leiter des Sachgebiets „Ausbildung” beim Bayerischen Roten Kreuz (Kreisverband München). Wenn die verletzte Hautfläche größer als ein A3-Blatt ist, sollten Sie auf das eigenständige Kühlen verzichten, da sonst ein erheblicher Wärmeverlust des Körpers droht.

Das sollten Sie bei der Kühlung beachten:

  • Keine Kühlung bei bewusstlosen Menschen: Sie können nicht signalisieren, wenn sie unterkühlt sind.

  • Babys und Kleinkindern sollten nur Arme oder Beine kurz oder mit Unterbrechungen gekühlt werden – nicht der Rumpf.  Erste Hilfe bei Verbrennungen von Kindern sollte frühzeitig erlernt werden.

  • Neugeborene und Säuglinge nicht selbst kühlen – hier sollte auch bei kleineren Verbrennungen immer eine ärztliche Abklärung erfolgen.

Wunde abdecken

Kleine, oberflächliche Brandwunden kann man gut an der Luft abheilen lassen. Hier spricht auch nichts gegen eine Brandsalbe.

Bei großflächigen, offenen und nässenden Verletzungen sollten Sie die betroffenen Stellen locker mit einer sterilen, trockenen Kompresse abdecken, um Infektionen vorzubeugen. Ein frisch gewaschenes Handtuch oder ein sauberes Kleidungsstück tun es zur Not auch. Vorsicht: Keine Salben verwenden. Sie können zu Entzündungen führen und erschweren die Diagnose.

Bei stärkeren Schmerzen, Blasenbildung, großflächigen Verletzungen oder Unsicherheit gilt: ärztlich abklären lassen oder Notruf 112 wählen.

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Verbrennungen im Alltag: Erste Hilfe

Ob am Herd, beim Teeaufgießen oder mit dem Lockenstab – die folgenden Tipps zeigen, wie man bei typischen Alltagsverletzungen schnell und wirksam Erste Hilfe leistet.

Hand verbrannt: was tun?

  • Hände sofort unter lauwarmes Wasser halten.

  • Beweglichkeit erhalten (Finger leicht bewegen, wenn möglich).

  • Einen lockeren Verband anlegen und ggf. Einweghandschuhe anziehen, um die Wunde vor Schmutz zu schützen.

Zunge verbrannt

  • Kaltes Wasser im Mund behalten. Kalte Milch oder Joghurt kann zusätzlich beruhigen.

  • Keine heißen Speisen oder Getränke, bis es verheilt ist.

  • Meist heilt es in 1–3 Tagen von selbst. Wenn die Schmerzen stark sind, länger als 3–4 Tage anhalten, sich Blasen oder Infektionen bilden oder Probleme beim Schlucken oder Atmen auftreten, ist ein Arztbesuch nötig.

An kochendem Wasser verbrannt

  • Kleidung schnell entfernen, wenn sie nicht klebt.

  • Sofort mit Wasser kühlen – je früher, desto besser.

  • Fläche, Tiefe und Lokalisation beachten – bei großflächigen Verbrühungen sofort den Notarzt rufen (112).

Bei der Arbeit verbrannt: Was tun?

Verbrennungen zählen zu den häufigsten Arbeitsunfällen, insbesondere im Handwerk. Gefährdet sind unter anderem Fachkräfte, die mit heißen Materialien, Maschinen, Teer, Dampf oder offenen Flüssigkeiten arbeiten. Auch Tätigkeiten an elektrischen Anlagen bergen ein hohes Risiko – vor allem in der Produktion sind Stromschläge keine Seltenheit. Deswegen sind Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber verpflichtet, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen.

Bei Verbrennungen am Arbeitsplatz gelten jedoch die gleichen Erste-Hilfe-Grundregeln. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt: Brennende Kleidung löschen, kleinere Wunden mit Wasser kühlen, Kleidung vorsichtig entfernen und die Wunde keimfrei mit einem sauberen Tuch abdecken. Bei schweren Verbrennungen sollte sofort der Notruf gewählt werden.

Verbrannt: Wann zum Arzt?

Nicht jede Verbrennung muss sofort ärztlich behandelt werden – aber es gibt klare Warnzeichen, bei denen medizinische Hilfe unerlässlich ist. „Bei größeren oder komplizierten Verbrennungen oder Verbrühungen von 5 Prozent der Körperoberfläche (wie einem halben Arm) ist immer medizinische Hilfe notwendig“, erklärt Oliver Gebhard. Der Experte weist darauf hin, auch bei sensiblen Körperbereichen wie Kopf, Gesicht, Händen oder Genitalien eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, unabhängig von der Größe der Verletzung.

Größere Verbrennungen können den Kreislauf belasten, einen Schock auslösen, zu schweren Entzündungen oder sogar zu Organversagen führen. Einen solchen Patienten sollte man nie allein lassen:

  • Halten Sie ihn warm und legen Sie seine Beine hoch, sodass mehr Blut in die lebenswichtigen Organe fließen kann.

  • Bei größeren Verletzungen kann der Körper extrem auskühlen. Daher sollten Sie ein Verbrennungsopfer warmhalten.

  • Im Gesicht lieber ein feuchtes, kühles Tuch auflegen, dabei unbedingt die Atemwege freihalten.

Lebensbedrohlich wird es, wenn bei Kindern 5 bis 10 Prozent und bei Erwachsenen über 15 Prozent der Körperoberfläche betroffen sind. Eine grobe Orientierung bietet hier die Neuner-Regel nach Wallace:

  • Kopf und Hals: 9%

  • Jeder Arm: 9%

  • Jedes Bein: 18%

  • Rumpf vorne und hinten zusammen: 36%

  • Genitalbereich: 1 %

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Welche Verbrennungsgrade gibt es?

Um die Verletzungen und Schäden richtig zu behandeln, werden Verletzungen in Verbrennungsgrade eingeteilt:

 

Verbrennungsgrad Betroffene Hautschichten Klinik

1

Epidermis

Rötung; starker Schmerz, wie Sonnenbrand. Heilt in der Regel innerhalb weniger Tage vollständig ab

2a

Oberflächliche Dermis

Blasenbildung; Wundgrund rosig und gut durchblutet; starker Schmerz; Haare fest verankert

2b

Tiefe Dermis (mit Hautanhangsgebilden)

Blasenbildung; Wundgrund meist blass, reduzierter Schmerz; Haare leicht zu entfernen. Die Heilung dauert oft mehrere Wochen

3

Komplette Dermis

Trockener, weißer, lederartig harter Wundgrund; oft schmerzfrei, da die Nervenzellen häufig beschädigt sind; keine Haare mehr vorhanden. Muss unbedingt ärztlich behandelt werden

4

Unterhautfettgewebe, Muskelfaszie, Muskeln, Knochen

Verkohlung. Erfordert eine sofortige, intensive medizinische Behandlung

Brandblasen: Aufstechen oder nicht?

„Solange Brandblasen geschlossen sind, sollten Sie sie nicht aufstechen, da die Haut zunächst einen Schutz für die darunterliegenden Schichten bietet. Ansonsten können kleinere Verletzungen mit einer Kompresse oder einem Pflaster abgedeckt werden“, empfiehlt Oliver Gebhard. Wenn die Blase allerdings groß ist, stark spannt oder sich rötet und anschwillt, kann das auf eine beginnende Entzündung hinweisen. Wenden Sie sich in diesem Fall an eine Ärztin oder einen Arzt.

Kostenübernahme des Gesundheits-Check-ups

Durch regelmäßige Kontrollen können z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus frühzeitig erkannt werden.

Schmerzen nach Verbrennung: Hausmittel und Tipps

Bei kleineren Verletzungen kann man den Schmerz selbst lindern. Zunächst hilft es, die betroffene Stelle mit lauwarmem Wasser zu kühlen. „Für oberflächliche, kleinere Brandwunden eignen sich spezielle Brandsalben, die kühlend wirken und den Schmerz mildern“, so der Experte des Münchner Roten Kreuzes. Auch gängige Schmerzmittel, die Sie in Ihrer Hausapotheke haben, können unterstützend eingenommen werden.

Von Hausmitteln rät der Experte hingegen ausdrücklich ab. Egal ob rohe Kartoffeln, Backpulver, Butter, Zahnpasta oder Öl – nichts davon hilft. Im Gegenteil, sie können zusätzlichen Schaden verursachen.

Verbrennung heilen lassen: Worauf sollten Sie achten

Auch wenn eine Verbrennung äußerlich harmlos erscheint – die Haut braucht Zeit und Ruhe, um sich zu regenerieren. Damit die Wunde gut heilt und keine Infektionen entstehen, kommt es auf die richtige Pflege an.

  • Geduld mitbringen:

    Auch kleine Verbrennungen brauchen meist einige Tage bis Wochen, um vollständig zu verheilen.

  • Feuchtigkeit spenden:

    Leichte, kühlende Salben oder Gele (z. B. mit Aloe Vera) unterstützen die natürliche Heilung.

  • Sauber und geschützt halten:

    Am besten mit einer sterilen Kompresse abdecken, besonders wenn Reibung droht.

  • Auf Anzeichen achten:

    Rötung, Schwellung, Wärme oder Eiter können auf eine Infektion hinweisen. Wenn die Beschwerden nach 2 Tagen nicht besser, sondern schlimmer werden, sollten Sie sie ärztlich abklären lassen.

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Oleksandra Silik

Veröffentlicht am 04.06.2025

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